Auf mögliche Katastrophe vorbereitet

Im Katastrophenfall werden Blaulicht-Organisationen wie Feuerwehr und Technisches Hilfswerk von Kräften der Bundeswehr unterstützt. Erstmals fand im Landkreis Verden eine gemeinsame Ausbildung statt.

Text und Bild: Christian Butt / Weser-Kurier vom 25.03.2013

Die Weser tritt über die Ufer, ein Deich bricht und mehrere Orte werden überflutet. Jetzt müssen die Menschen möglichst schnell aus der Gefahrenzone gebracht, Sachwerte geschützt und natürlich auch der Deich geflickt werden.

Ein fiktives Ereignis, bei dem neben Feuerwehr und Technischem Hilfswerk auch Reservisten der Bundeswehr angefordert werden. Am Wochenende trafen sich die Organisationen zu einem gemeinsamen Ausbildungsdienst. Das ist ein Novum, denn bislang übten die Beteiligten weitestgehend unter sich für den Ernstfall.

Die Kreisgruppe Elbe-Weser-Dreieck des Deutschen Reservistenverbandes hatte das Programm gemeinsam mit der Achimer Ortsgruppe des Technischen Hilfswerkes (THW) und der freiwilligen Feuerwehr Uesen organisiert.

"Die Ausbildungsveranstaltung war eine Aktion im Rahmen der zivil-militärischen Zusammenarbeit. Es ging darum, Abläufe zu trainieren, die in einem möglichen Katastrophenfall unter Einbindung der Bundeswehr durch die zivilen Hilfsorganisationen so ähnlich anstehen würden. Ziel ist es, möglichst schnell und effektiv gemeinsam Hilfe leisten zu können", erklärte Hans Hoffmann. Er ist stellvertretender Ortsbrandmeister der Uesener Feuerwehr und gleichzeitig auch Vorsitzender der Reservisten-Kreisgruppe Elbe-Weser-Dreieck.

Vormittags standen die Themen Brandschutz, Retten und Bergen in theoretischer Form auf dem Programm, bevor der Nachmittag komplett der Praxis gehörte. Die richtige Bedienung von Feuerlöschern und weiteren Kleinlöschgeräten, die Handhabung einer Löschdecke zur Rettung brennender Personen und das Retten von Verschütteten wurden erklärt und in Form von Übungs-Szenarien auf dem THW-Gelände unter fachlicher Anleitung trainiert.

Die Möglichkeit, ein Feuer mit äußerst geringen Mengen Wassers effektiv zu löschen, bietet die Impulslöschpistole "Ifex". Das System basiert auf dem Prinzip, dass Wasser zerstäubt und mit hohem Druck explosionsartig auf ein Feuer "geschossen" wird. Durch die große Wasser-Oberfläche wird dem Feuer Wärme entzogen und die feinen Tropfen, die mit 400 Stundenkilometern aus der Impulspistole geschleudert werden, trennen die Flammen vom Sauerstoff.

Die Schlagkraft dieses Gerätes führten die Ueser Feuerwehrleute den Reservisten anhand eines kleinen Versuchs vor. Im Abstand von ungefähr drei Metern wurde eine Reihe von Pylonen aufgestellt. Diese sollten nur durch den Wasserdruck umgestoßen werden.

Sobald die Übungsteilnehmer die Impulslöschpistole auslösten, der Wasserstrahl in die richtige Richtung abgeschossen wurde, flogen die Verkehrskegel im hohen Bogen durch die Luft. "Beim Anblick des Gerätes denkt man nicht, dass da so viel Kraft hinter steckt. Als Soldat bin ich mit vielem vertraut, aber ich kenne nichts Mobiles, das einen solchen Rückschlag hat", sagt Rüdiger Bertram aus dem Landkreis Rotenburg.

Zivil-militärische Zusammenarbeit

Seit 25 Jahren ist er Reservist. Bertram kann eigenständig entscheiden, an welchen Übungen er teilnehmen möchte. "Meistens suche ich mir etwas, bei dem ich etwas lerne, was ich auch privat nutzen kann", sagt Bertram.

Als Beispiel nennt er einen Kurs des Deutschen Roten Kreuzes. "Dabei haben wir unsere Erste-Hilfe-Kenntnisse aufgefrischt. Komme ich nun beispielsweise auf einen Verkehrsunfall zu, fühle ich mich als Ersthelfer wieder fit. Solche Kurse sollte jeder Bürger alle paar Jahre besuchen", so der Obermaat.

Die Mitglieder des Technischen Hilfswerkes zeigten den Soldaten, wie sie verschüttete Personen befreien können. Dafür kroch der elfjährige Max in ein Betonrohr, das auf der anderen Seite mit Holzbalken und Betonstücken verschlossen wurde. Während ein Reservist durch einen Spalt Kontakt mit dem "Verschütteten" aufnahm, räumten seine Kameraden die Trümmerteile beiseite.

Anschließend wurde beratschlagt, wie man den Jungen schonend aus der Röhre tragen kann. Alles wurde von geschulten THWlern beäugt und anschließend ausgewertet. "Toll, dass Ihr sofort Kontakt mit dem Kind aufgenommen habt, aber es wäre besser gewesen, wenn Ihr die Trümmerteile weiter weg getragen hättet, um eine Gasse für den Abtransport zu haben", lautete eines der Feedbacks.

Der gemeinschaftlich organisierte Ausbildungstag in Achim, der in dieser Form erstmalig stattgefunden hat, soll laut Hoffmann möglichst zu einem festen Bestandteil im Jahresprogramm von Reservisten, THW und Feuerwehr werden.

"Es macht Sinn, dass sich die Bundeswehr das Wissen, das bei den zivilen Hilfs- und Rettungsdiensten vorhanden ist, nicht selbst aneignet, sondern das Potenzial im Rahmen von solchen Veranstaltungen nutzt", betonte Hans Hoffmann nach der Übung.

Auf mögliche Katastrophe vorbereitet

Gemeinschaftliche Ausbildung von Bundeswehr-Reservisten, Technischem Hilfswerk und Feuerwehr

Zitat:

"Erste-Hilfe-Kurse sollte jeder Bürger alle paar Jahre besuchen."

Reservist Rüdiger Bertram

Text und Bild: Christian Butt / Weser-Kurier vom 25.03.2013


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